Schuld und schlechtes Gewissen?

Müssten wir haben laut einem Studenten (aus dem Dorf aus dem vorherigen Eintrag), denn wir sind, über unsere Eltern (!) mitschuldig am Holocaust. Nun gut, dass man auf derartige Urteile trifft war zu erwarten, nur hätte ich gedacht, dass die Person die es ausspricht wenigstens so “schlau” ist, richtig zu rechnen….denn wir (die Gruppe hier) sind im Durchschnitt 24 Jahre alt, unsere Eltern also so um die 50….joa…geht nicht ganz auf die Rechnung wa?!!
Zu allem Überfluss gehen wir hier morgen nun in eine Holocaust Gedenkstätte (http://www.yad-vashem.de/home.html)….das ist mir irgendwie zu ….Klischeehaft…hm…ich bin ja nicht “fürs Vergessen” wie man so schön sagt, aber langsam haben wirs doch begriffen und müssens nit immer wieder aufrühren oder?!…

One Response to “Schuld und schlechtes Gewissen?”

  1. Dass es Menschen gibt, sie so denken ist leider klar… Aber so etwas wie eine Kollektivschuld, die weitervererbt wird, kann es nicht geben. Jeder Mensch lebt sein eigenes Leben und niemand ist für die Taten seiner Vorfahren oder Mitmenschen verantwortlich zu machen.

    Ein Problem des nationalstaatlichen Denkens ist, dass der/die Einzelne als Repräsentant seiner/ ihrer Nationalkultur angesehen wird. Dies führt dazu, dass von Außenstehenden eine bestimmte Identität zugesprochen wird, mit der er/sie selbst im Zweifelsfall überhaupt nichts anfangen kann.
    Der Deutsche trägt also Lederhosen, sitzt im Biergarten und isst täglich Eisbein mit Sauerkraut. Diese Stereotype sind relativ harmlos, doch neigen wir Menschen in interkulturellen Begegnungen dazu, das Gegenüber als Ausnahme von der Regel zu betrachten. Also ist für viele Menschen die Schlussfolgerung: Alle Deutschen essen Sauerkraut (wir sind ja die “Krauts”), nur der, den ich nun kennen gelernt habe offenbar nicht… naheliegender als das Revidieren des eigenen Weltbildes und die Erkenntnis, dass es sich um ein nationales Stereotyp handelt, dem man unterliegt.
    Bezogen auf deine Situation bedeutet das: Diesen Studenten, der von Deutschland eine kollektivistische Vorstellung besitzt, sein eindimensionales Denken aufzuzeigen, ist nur schwer möglich und es würde eine intensive Auseinandersetzung zum Thema erfodern. :o) Manche Menschen leben einfach in der Vergangenheit, nicht im Hier und Jetzt… von daher würde es auch naheliegen, weshalb er versehentlich von unseren Eltern und ihren Taten gesprochen hat. 60 Jahre sind aus unserer Perspektive eine lange Zeit, im Angesicht der leidvollen jahrhundertelangen jüdischen Geschichte lediglich ein Wimpernschlag.

    Ob zu einem Besuch in Israel der Besuch einer Holocaust- Gedenkstätte dazugehören muss, weiß ich nicht. Ich denke, wer für längere Zeit nach Israel fährt der hat sich bereits ausführlich mit der Geschichte auseinandergesetzt. Interessant ist es vielleicht zu vergleichen, wo Unterschiede und Gemeinsamkeiten in der Vergangenheitsaufarbeitung dort und hier liegen.

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